E-Fuel's - Sind sie eine Investition?

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Eines gleich vorweg, für den Flugverkehr werden E-Fuel's eine unersetzliche Lösung für die nächste Dekade sein. Danach bewegt man sich schon weit in das Feld der Spekulation!

Die Ökonomie des Ersatztreibstoffes :

Um diese Beurteilen zu können sollten wir uns mal die reinen Zahlen ansehen.
Pro Sekunde werden weltweit ca. 11.500 Liter Kerosin verbrannt.
Das macht für eine Stunde 41.4 Millionen Liter.
Für einen Tag 993.6 Millionen Liter und pro Jahr rund 363 Milliarden Liter Kerosin.

Aktuell gibt man für die Herstellung eines Liter E-Fuel eine benötigte Menge an Energie an von 16 KWh.
Nach den obigen Zahlen wären für eine Sekunde Flugverkehr dementsprechend 184.000 KWh nötig.
Für einen Tag sind das schon 15.9 Milliarden KWh und auf das Jahr würden wir bei 5.81 Billionen KWh ( = 5800 Terawatt stunden )sein.
Diese Zahl stellt die Zehnfache Menge an Energie da, die Deutschland pro Jahr verbraucht!
Die entspricht einem Stromverbrauch ( bei einem Jahresverbrauch von 4500 KWh ) von 1.29 Milliarden Haushalten.

Eine Typische Solarzelle im besten Zustand, erbringt pro Quadratmeter eine Energieausbeute von 300 Watt. Somit sind für ein KW 3.33 qm anzusetzen.
Für den oben errechneten Gesamtbedarf ergibt sich somit eine Solaranlagenfläche von ( 5.806.439.424.000 Billionen * 3.33 qm ) 1.9 Millionen Quadratkilometer.
Dies entspricht der sechsfachen Fläche von Deutschland oder knapp 25% der Fläche von Australien oder 6% von Afrika.


Warum nun all diese Zahlen und Vergleiche?

In letzter Zeit ist in Deutschland immer öfter die Rede von den E-Fuels, als eine Übergangslösung hin zur Elektrifizierung des Personenverkehrs.
Dabei wird unterschwellig suggeriert das es bald kein herkömmliches Benzin oder Diesel mehr geben würde, da man ab 2035 keine Verbrennungsmotoren
mehr Zulassen würde. Dies ist absoluter Blödsinn, denn, ich glaube nicht das die OPEG in 2035 einfach die Förderung von Rohöl einstellen wird, auch nicht,
das alle Raffinerien am 1. Januar 2035 die Tore schließen.

Nach den letzten Zahlen aus 2021 laut Statista, haben wir deutsche an Diesel 34.7 Millionen Tonnen verbraucht ( in Liter = 46.26 Milliarden Liter ).
Beim Benzin haben wir einen Verbrauch von 16.4 Millionen Tonnen ( in Liter = 19.5 Milliarden Liter ).
Würden diese beiden Kraftstoffe auch noch aus E-Fuels gewonnen, wie groß wäre dann der Solaranlagen Flächenbedarf, um diese zusätzliche Last zu
Schultern? Dabei darf man nicht vergessen, die 16 KWh sind der Richtwert für Benzin, bei Diesel liegt dieser bei 26 KWh pro Liter.
Mit diesen 26 KWh fährt ein Überdimensionierter E-SUV mehr als 100km weit und kommt dabei auf erstaunliche Effizienzwerte. Der CO2 Abdruck
hängt dabei von zur Verfügung stehendem Stromangebot ab. Bauen wir mehr Windkraft- oder Solaranalgen, verringert sich der CO2 Abdruck enorm.


Sehen wir uns aber mal die Zulassungen von Neuwagen in Deutschland an.
Auszug von Statista : Anteil gewerblicher Halter an den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland nach Segment 2022.
Von Januar bis Juni 2022 wurden insgesamt etwa eine Million Pkw neu zugelassen, der Anteil gewerblicher Halter betrug etwa 63,9 Prozent.

Was wenn man nun die EV's bei Firmenwagen steuerlich begünstigen würde?
Diese Fahrzeuge werden im Normalfall etwa 3-4 Jahre gefahren. Danach ist das Leasing nicht mehr Rentabel, da der Zeitwert immer geringer wird,
die Leasingraten aber gleich bleiben. Wenn man diese Bevorzugung einführen oder durchsetzen würde, käme nach spätestens 5 Jahren eine
Flut von gebrauchten EV's auf den Markt. Dies könnte einen wesentlichen Beitrag leisten um die Marktdurchdringung oder Sättigung mit E-Fahrzeugen
zu forcieren, da diese Fahrzeuge gut gepflegt werden ( Serviceverträge ) aber dennoch wesentlich billiger auf den Markt kommen würden, als ein neuer Wagen.
Würde man diese Zeit nutzen, um die Ladeinfrastruktur zu erweitern oder auszubauen, würde man viel schneller einen Schritt in die richtige Richtung unternehmen.

Geht man aber den Umweg über die E-Fuels, verschwendet man Geld, Ressourcen und Zeit, stößt für diese kräftig CO2 aus, nur um für 4-5 Jahre etwas zu machen,
was von Vornherein schon ein Verfallsdatum mit sich bringt. Im besten Falle würden der gesamten Industrie ( Verbrennungsmotoren ) vielleicht eine Dekade bleiben.
Rein von der Effizienz würden die E-Fuels einen Rückschritt darstellen denn, die Gesamteffizienz ( Wasserstoff zu E-Fuel bis an das Rad des Autos ) liegt gerade mal bei 10%.

Durch eine vollständige Substitution des Kohle bzw. Koksbedarfs entsteht in Deutschland ein zusätzlicher Wasserstoff bedarf von 2.4 Mio. Tonnen pro Jahr.
Wie viele Windkraftanlagen das wohl sind? Auch wenn man nun den weg für die Wasserstoff aus Müllverbrennungsanlagen frei gemacht hat, dürfte allein
dieser Beitrag nicht ausreichen um genug Wasserstoff für die Stahlerzeugung zu generieren.

Aber es ist ja nicht nur der geplante Ersatztreibstoff für Flugzeuge und Autos sondern, mittlerweile spricht man auch über den Schiffsverkehr und den Transport auf der
Schiene. Welches Land wollen wir denn komplett aufgeben, damit wir an seinen sonnigen Gefilden genügend Wasserstoff als Basis für die E-Fuels erzeugen können?
Wohin mit den Einwohnern des Landes? Doch dahinter verbirgt sich noch ein ganz großes Problem!

Wasser!

In den Ländern, in denen man nun darüber Nachdenkt den notwendigen Wasserstoff, besser noch das E-Fuel direkt herzustellen,
da der Transport dadurch vereinfacht wird, herrscht meist Wassermangel. In Australien sind viele Farmen pleite gegangen,
weil die Wasserrechte extrem teuer geworden sind und ein weiterführen des Betriebes damit nicht mehr möglich war.
Kommen nun zusätzliche Verbraucher dazu... das kann sich Jeder selbst denken.

In Afrika wo wir seit Jahren von einer Dürre in die nächste Stolpern, ständig Hilfslieferungen leisten, ist das Land auch nicht mit einem Segen von
Wasser versehen worden. Deshalb will man dieses Wasser über Meerwasserentsalzung beziehen, was wiederum eine menge an Energie benötigt.
Also sind die Proteste seitens der Bevölkerung schon vorher zu sehen, das man zwar Wasser in Benzin verwandeln kann aber nicht einen Tropfen für die Bevölkerung oder die dortige Agrarindustrie hat,
um den Hunger zu besiegen und eine Flucht aus dem Land zu verhindern.

Bis Schiffe auf Emissionsfreie Antriebe umgestellt werden, was auch gut noch eine Dekade dauern kann, denn die Schiffe müssen komplett Neu geplant und gebaut werden,
wird auch hier wohl das Schweröl noch im Bunker landen. Dies hat zur Folge das wir immer stärker in die Bremse treten müssen, um unser Klimaziel von 1.5°C Erderwärmung
einhalten zu können ( Ich glaube nicht mehr daran und gehe eher von 2°C oder darüber aus, wenn ich mir jetzt schon wieder diese "Irrwege" aus energetischer Sicht vor Augen halte).



Fazit :
Sind E-Fuels für mich eine Investition wert?
Nur wenn diese allein für das Eingesetzt werden, für das man keine Alternative finden kann ( Flugverkehr - Stahlproduktion ).
Werden die E-Fuel wie mit einer Gießkanne über alle Sektoren geschüttet, rasen wir noch schneller auf den Ökologischen- und Klimaabgrund zu.
Sollten diese Projekte erst einmal Fuß gefasst haben, mit welcher Regulierung oder Gesetz will man ihnen dann das Recht entziehen ihr
Produkt zu produzieren? Wenn E-Fuels auf diesem weg zu einer Dauereinrichtung werden, sinkt der Druck auf die Industrie einen ökologischeren
Weg einzuschlagen. Viele Länder werden sich dann wohl erst gar nicht auf diesen Weg begeben.

Wir haben dann einen neuen Brandbeschleuniger für den Klimawandel geschaffen. Aus diesem Grund, sollte weder die Politik noch irgend einer
Lobby beim erweiterten Einsatz von E-Fuel gehör geschenkt werden. Vielleicht werden aber auch einfach die Strompreise wieder steigen, da man sich
ja einen Kunden mit unbegrenztem Hunger geschaffen hat, der sicher nicht den vollen Preis pro KWh bezahlen wird, das übernehmen dann wir.



Note
Kaum äußert man sich zu den E-Fuels, schon zeigt sich wieder die Fratze des Lobbyismus, so soll der Porsche-Chef doch einen recht nahen Kontakt zu unserem
Porsche fahrenden Finanzminister pflegen. Wer hier Böse Hintergedanken hat??
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